Wir wollen doch nur das Beste für dich

Würdest du deine Seele an den Teufel verkaufen; den faustischen Pakt eingehen? Wir alle tun es schon und zwar jeden Tag. Ein Klick auf den „Akzeptieren“- Button und wir werden zu Sklaven unseres Smartphones. Ein Artikel von Laura Nunziante (wyme).

Sehr geehrter User, du erlaubst jetzt dieser App: Sich über deinen genauen Standort zu informieren. Emails an andere zu versenden ohne deine Zustimmung. Deinen Kalendar auszuwerten, samt vertraulicher Informationen. Deine privaten Gedanken, festgehalten in deiner Smartphone-Notizapp, durch zu scannen.  Und. So. Weiter.

Sie wissen alles über uns. Sie sammeln und verkaufen unsere Daten. Es scheint uns nicht zu stören. Wir surfen, ohne darüber nachzudenken, dass wir in jeder Sekunde mehr und mehr die Kontrolle über unsere Person verlieren. Dass sie unsere Daten an Regierungen weitergeben. Oder an Unternehmen. Je nachdem, wer einen richterlichen Beschluss vorlegt – oder ein Produkt auf dem Markt platzieren will.

Eric Schmidt, CEO von Google hat einmal gesagt: „Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin nicht tun.“ Er zelebriert offen den humanistischen Stillstand. Zuckerberg bezeichnet Facebook als seine soziale Mission, die uns miteinander verbinden soll. Privatheit sei längst überholt. Wehe dem, der sich dem Teufel entgegen stellen will.

Das alles geschieht natürlich nur zu unserem Besten. Wir dürfen ihre Dienste kostenlos nutzen. So oft wir wollen. Dank Google Maps müssen wir andere nicht mehr nach dem Weg fragen. Ist ja auch peinlich. WhatsApp speichert unsere intimsten Fotos, weil wir sie von überall zu jeder Zeit in die ganze Welt verschicken wollen. Einer anderen App erlauben wir unser Ernährungs- und Sportverhalten zu analysieren, damit wir Prozente auf die Versicherung erhalten. Personalisierte Werbung erspart uns Lebenszeit. Und die scheint dieser Tage besonders gering.

Im Tausch werden wir zu User 8374 oder 7336. Unser Verhalten wird berechenbar. Früher hatten wir die gleichen Interessen. Heute decken sich unsere Bedürfnisse mit denen anderer Merkmalsträger in unserer Konsumgruppe. Wir werden Schritt für Schritt demographisiert; haben verlernt unbeobachtet zu leben. Also verhalten wir uns vorauseilend so konform, wie die Dienste uns haben wollen.

Alles mithilfe unseres Smartphones. Es zerrt uns auf den Datenschauplatz der Unternehmen. Dort geben wir intimste Wünsche und Sehnsüchte an den Höchstbietenden preis. Wir feiern unsere Gleichgültigkeit in einer Welt, die Offenheit zu ihrem Maßstab erklärt; tauschen allzu Persönliches gegen Bequemlichkeit. Wir sind der Stasi-Spitzel, der sich selbst verrät.

Ein paar lausige Applikationen, die uns angeblich das Leben leichter machen: Das ist der Preis für unsere Seele. Unser Vertrauen zu den hippen Silicon Valley Boys, deren Erfolg uns als Möglichkeit für ein besseres Leben verkauft wird, übersteigt unser Bedürfnis nach einer Privatsphäre. Wir erzählen dem Smartphone unsere intimsten Gedanken. Wir streichen es mit unserem Fingerabdruck wach, während wir aus tiefen Träumen erwachen – es ist der wohl engste Freund, den wir jemals hatten.

Wieso, in Teufels Namen, sollte gerade der uns verraten?

wymeDieser Beitrag wurde von der wyme-Autorin Laura Nunziante für Do Not Track verfasst.