Mobiltelefon

So schützen Sie Ihr Smartphone

Machen wir uns nichts vor: Ein Smartphone vollkommen zu schützen, das grenzt ans Unmögliche. Im Laufe einiger Wochen der Tracker-Jagd konnte ich jedoch ein paar Tricks für Sie in Erfahrung bringen.

Überprüfen Sie Ihr Smartphone

1 – Einige Ihrer Apps benötigen Ihre persönlichen Daten, um richtig zu funktionieren. Andere aber nicht. Versuchsweise habe ich also einmal Clueful von Bitdefender installiert. Mit dieser App erfahren Sie, welche Daten von Ihren jeweiligen Apps genutzt werden. So erfahren Sie auch, welche Apps dies ohne Ihr Wissen tun. Sie werden zwar weiterhin getrackt, wissen aber wenigstens von wem.

2 – Überlegen Sie vor jedem Download, ob Sie die App auch wirklich brauchen. Vergessen Sie nicht, Apps zu löschen, die Sie nicht mehr brauchen. Und schließen Sie stets Apps, die im Hintergrund laufen. Bei iOS-Geräten müssen Sie hierfür nur zweimal auf den Home-Knopf unten am Bildschirm drücken. Bei Android-Geräten können Sie dies im „App“-Menü unter „Einstellungen“ tun.

3 – Wenn Sie möchten, können Sie die geografische Ortung abschalten. Bei Android-Geräten können Sie die Ortung im Menü  „Standortzugriff“ unter „Einstellungen“ deaktivieren. Am unteren Seitenrand können Sie dann auf „Google Standortverlauf“ klicken, um die Funktion zu deaktivieren. Bei iPhones müssen Sie hierzu „Einstellungen“, dann „Datenschutz“ und schließlich „Ortungsdienste“ auswählen.

4 – Schieben Sie Werbe-Trackern einen Riegel vor. Wenn Sie ein Android-Gerät besitzen, sehen Sie unter „Google-Einstellungen“ die Sparte „Anzeigen“. Sie können hier „interessenbezogene Anzeigen“ deaktivieren und Ihre „Werbe-ID“ zurücksetzen, die eine Art Cookie für Smartphones ist. Diese Methode hat aber auch ihre Haken, denn Apps, die auf Ihre UDID zugreifen konnten, erkennen Ihr Smartphone trotzdem. Dies trifft allerdings nicht auf alle Apps zu. Bei einem iPhone gehen Sie auf dieselbe Weise vor. Die Sparte „Werbung“ finden Sie unter „Einstellungen“ und dann „Datenschutz“.

Bleiben Sie anonym

5 – Wenn Sie wollen, dass Ihr Smartphone im Internet vollständig anonym bleibt, können Sie die Apps Tor oder Orweb, die von The Guardian Project entwickelt wurden, herunterladen. Hierbei handelt es sich um effiziente Dienste, die aufgrund der langsamen Ladezeit der Seiten jedoch etwas Geduld erfordern. Die Suchmaschine von Duckduckgo.com verspricht, Sie „nicht auszuspionieren“, und speichert keine persönlichen Daten der Nutzer.

6 – Nutzen Sie niemals kostenloses WLAN. Falls Sie einmal aber nicht umhin kommen, sollten Sie auf keinen Fall auf Ihre persönlichen Konten, wie E-Mails, Bankkonto und soziale Netzwerke, zugreifen. Wenn Sie aber auch hierauf nicht verzichten können, sollten Sie eine VPN-App („virtuelles privates Netzwerk“) installieren, mit der Sie eine sichere Verbindung zum Internet herstellen können.

7 – Falls Sie in Sachen Datenschutz noch einen Schritt weiter gehen möchten, weiß The Guardian Project Rat. Auf der Website finden Sie Tools, mit denen Sie unter anderem Bilder anonymisieren und Nachrichten verschlüsseln können. Mit Courier, einem neuen Tool, können Sie auch auf unzensierte Nachrichten-Websites zugreifen. Die App enthält außerdem einen „PANIC“-Button, mit dem Sie sie blitzschnell deinstallieren können.  Courier ist in mehreren Sprachen erhältlich, darunter Englisch, Chinesisch, Tibetisch, Ukrainisch und Russisch.

Zineb Dryef

Wir wollen doch nur das Beste für dich

Würdest du deine Seele an den Teufel verkaufen; den faustischen Pakt eingehen? Wir alle tun es schon und zwar jeden Tag. Ein Klick auf den „Akzeptieren“- Button und wir werden zu Sklaven unseres Smartphones. Ein Artikel von Laura Nunziante (wyme).

Sehr geehrter User, du erlaubst jetzt dieser App: Sich über deinen genauen Standort zu informieren. Emails an andere zu versenden ohne deine Zustimmung. Deinen Kalendar auszuwerten, samt vertraulicher Informationen. Deine privaten Gedanken, festgehalten in deiner Smartphone-Notizapp, durch zu scannen.  Und. So. Weiter.

Sie wissen alles über uns. Sie sammeln und verkaufen unsere Daten. Es scheint uns nicht zu stören. Wir surfen, ohne darüber nachzudenken, dass wir in jeder Sekunde mehr und mehr die Kontrolle über unsere Person verlieren. Dass sie unsere Daten an Regierungen weitergeben. Oder an Unternehmen. Je nachdem, wer einen richterlichen Beschluss vorlegt – oder ein Produkt auf dem Markt platzieren will.

Eric Schmidt, CEO von Google hat einmal gesagt: „Wenn es etwas gibt, von dem Sie nicht wollen, dass es irgendjemand erfährt, sollten Sie es vielleicht ohnehin nicht tun.“ Er zelebriert offen den humanistischen Stillstand. Zuckerberg bezeichnet Facebook als seine soziale Mission, die uns miteinander verbinden soll. Privatheit sei längst überholt. Wehe dem, der sich dem Teufel entgegen stellen will.

Das alles geschieht natürlich nur zu unserem Besten. Wir dürfen ihre Dienste kostenlos nutzen. So oft wir wollen. Dank Google Maps müssen wir andere nicht mehr nach dem Weg fragen. Ist ja auch peinlich. WhatsApp speichert unsere intimsten Fotos, weil wir sie von überall zu jeder Zeit in die ganze Welt verschicken wollen. Einer anderen App erlauben wir unser Ernährungs- und Sportverhalten zu analysieren, damit wir Prozente auf die Versicherung erhalten. Personalisierte Werbung erspart uns Lebenszeit. Und die scheint dieser Tage besonders gering.

Im Tausch werden wir zu User 8374 oder 7336. Unser Verhalten wird berechenbar. Früher hatten wir die gleichen Interessen. Heute decken sich unsere Bedürfnisse mit denen anderer Merkmalsträger in unserer Konsumgruppe. Wir werden Schritt für Schritt demographisiert; haben verlernt unbeobachtet zu leben. Also verhalten wir uns vorauseilend so konform, wie die Dienste uns haben wollen.

Alles mithilfe unseres Smartphones. Es zerrt uns auf den Datenschauplatz der Unternehmen. Dort geben wir intimste Wünsche und Sehnsüchte an den Höchstbietenden preis. Wir feiern unsere Gleichgültigkeit in einer Welt, die Offenheit zu ihrem Maßstab erklärt; tauschen allzu Persönliches gegen Bequemlichkeit. Wir sind der Stasi-Spitzel, der sich selbst verrät.

Ein paar lausige Applikationen, die uns angeblich das Leben leichter machen: Das ist der Preis für unsere Seele. Unser Vertrauen zu den hippen Silicon Valley Boys, deren Erfolg uns als Möglichkeit für ein besseres Leben verkauft wird, übersteigt unser Bedürfnis nach einer Privatsphäre. Wir erzählen dem Smartphone unsere intimsten Gedanken. Wir streichen es mit unserem Fingerabdruck wach, während wir aus tiefen Träumen erwachen – es ist der wohl engste Freund, den wir jemals hatten.

Wieso, in Teufels Namen, sollte gerade der uns verraten?

wymeDieser Beitrag wurde von der wyme-Autorin Laura Nunziante für Do Not Track verfasst.

Wir wissen, wo du bist

Bewegungsprofile sind wertvoll, sowohl für Werbetreibende als auch für Geheimdienste, Polizei oder andere Neugierige. Positionsdaten können nützlich sein, aber auch tödlich. Mobile Geräte bieten allerlei Möglichkeiten, den genauen Standort eines Benutzers zu verraten. Sie sind quasi eine Fußfessel, die jeder freiwillig mit sich trägt. Ein Artikel von Jörg Thoma von Golem.

Dass fast alle Smartphones oder Tablets einen GPS-Empfänger haben, dürfte jeder wissen. Googles Kartendienst nutzt ihn und ermittelt so, wo der Verkehr gerade stockt. Befinden sich gerade viele unbewegliche Geräte auf einem Straßenabschnitt, warnt die Anwendung vor einem Stau, meist sogar schneller und präziser als die Verkehrsmeldungen im Radio. Soziale Medien verwenden GPS, um Freunde in der Nähe zu suchen. Der Diebstahlschutz von Google und Apple verlässt sich darauf. Das GPS-Modul lässt sich immerhin ausschalten.

Neugierige können dann allerdings eine Person immer noch verfolgen und dabei selbst unsichtbar bleiben – mit dem aktivierten Bluetooth. Auch wenn die Reichweite recht gering ist: Wer ein drahtloses Headset mit seinem Smartphone benutzt, hat Bluetooth immer eingeschaltet. Auch auf anderen Geräten funkt Bluetooth meist unentwegt. Fernseher, Blu-ray-Player oder Laptops übertragen dabei oft sogar ihren Markennamen. Wer vor einer Wohnung steht, in der Bluetooth-Geräte funken, kann herausfinden, ob sich ein Einbruch dort lohnt. Bluetooth lässt sich ebenfalls meist ausschalten – man muss nur wissen, wie.

Dann wäre da noch das drahtlose Internet. Kürzlich hat ein Sicherheitsexperte seinem streunenden Kater einen WLAN-Empfänger umgebunden. Nach ein paar Tagen konnte er eine Karte erstellen, auf der er vermerkte, welche Nachbarn das Tier am liebsten besucht. Mobile Geräte speichern eine Liste aller WLANs, in die sich jemand eingebucht hat, einige sogar alle, an denen man vorbeigekommen ist. Auch daraus lässt sich ein Bewegungsprofil erstellen. Aber auch das WLAN kann man ja deaktivieren.

Wer alle bis hierhin erwähnten Netzwerkgeräte ausschaltet, kann immerhin noch gefahrlos telefonieren, ohne verfolgt zu werden, oder?

Mitnichten!

Gegen eine geringe Bezahlung erhält fast jeder nahezu mühelos Zugang zu dem Teil des weltweiten Mobilfunknetzwerks, der für die Vermittlung von Gesprächen oder SMS zuständig ist. Mit ein wenig technischem Know-how kann die Position eines jeden Mobilfunkteilnehmers weltweit ermittelt werden.

Wer dafür kein Geld ausgeben will, entwickelt eine App, die den Akkuverbrauch misst. Das geht schnell und das Zielobjekt bemerkt gar nicht, dass es verfolgt wird. Je weiter weg sich ein Mobiltelefon von einer Basisstation befindet, desto mehr Energie wird gebraucht, um die Verbindung herzustellen. Werden diese Messungen mit vorhandenen (Daten ?) verglichen, lässt sich der zurückgelegte Weg rekonstruieren. Mit Hilfe von bereits erstellten Bewegungsprofilen kann sogar vorausgesagt werden, wohin jemand gehen will.

Aber wer würde einen solchen Aufwand betreiben und warum? Für Werber sind Bewegungsprofile durchaus interessant. Legen viele Menschen mit ähnlichen Interessen den gleichen Weg zurück, können dort etwa gezielt Plakate platziert werden. Der dystopische Zukunftsfilm Minority Report machte es vor: Hologramme begrüßen vorbeilaufende Passanten mit Namen und locken sie in ihre Geschäfte.

Aber vor allem die Sicherheitsindustrie nutzt diese Mittel, um ihre Software zu erweitern. Eltern wissen so immer, wo sich ihre Kinder gerade befinden, Ehepartner können sich gegenseitig überwachen, wenn sie einander misstrauen. Repressive Staaten überwachen unliebsame Bürger. Ganz zu schweigen von Geheimdiensten, die ohnehin alles über jeden wissen wollen. Es ist ein Milliardengeschäft, das auch tödlich sein kann. Manch ein mutmaßlicher Terrorist wurde erst durch eine Drohne aufgespürt, nachdem er sein Mobilfunkgerät eingeschaltet hatte.

Ein Smartphone ohne GPS, Bluetooth, WLAN und Mobilfunk ist aber nahezu nutzlos. Und selbst im ausgeschalteten Zustand kann es den Nutzer verraten. Dazu müssen nur die Daten analysiert werden, die Apps in ihrem Cloudspeicher gesammelt haben. Vielleicht ist der nicht ganz ernst gemeinte Rat, der oft auf Sicherheitskonferenzen kursiert, doch die richtige Lösung: Wirf es weg und lauf so schnell du kannst!

Tracking-Algorithmen des Fraunhofer-Instituts hilft Polizei bei der Handyortung

Sogenannte Tracking-Algorithmen des Fraunhofer-Instituts sollen der Polizei zukünftig bei der Verbrecherjagd helfen: Sie lernen gerade das elektromagnetische Chaos Tausender Handys auseinanderzurechnen. Zukünftig lassen sich dann Kriminelle und hilflose Personen schneller orten.