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Tracking beim Einkaufen: Wie Shopping-Apps unsere Daten ausspionieren

Rabatte, Bonuspunkte, Gutscheine – Einkaufs-Apps locken mit Vergünstigungen. Doch während wir fleißig aufs Smartphone tippen und Barcodes scannen, nutzen die Anbieter unsere Daten für Kundenprofile, die immer detaillierter werden.

Eine klassische Einkaufspassage – und immer wieder meldet sich das Smartphone, zumindest wenn die App „Shopkick“ installiert ist. Das Programm macht so auf spezielle Angebote aufmerksam.

Punkte gegen Daten

Um in bestimmte Läden zu locken, bietet „Shopkick“ Bonuspunkte an, sogenannte Kicks. Die gibt es bei Karstadt und Kaufhof genauso wie bei Netto und Penny, den Modeketten H&M, Esprit und Zara, bei OBI, Media Markt und Saturn. Beim jedem Gang durch die jeweilige Ladentüre landen Punkte auf dem Konto. Will man die Punkte behalten und irgendwann gegen einen Shoppinggutschein eintauschen, braucht man ein „Shopkick“-Konto. Dabei muss man seine E-Mail Adresse angeben oder den Facebook-Account verraten. Die App als eine Art Kundenkarte will den Nutzer kennen lernen. Die Datenschutzverwendungsrichtlinie der App ist daher auch gezielt darauf abgestimmt, Daten zu sammeln. Mit denen ist vieles möglich. Etwa mit der angewendeten Funk-Technologie genaue Bewegungsprofile erstellen. Also feststellen, in welchen Läden ist der Nutzer gewesen, an welchen Regalen ist er vorbeigegangen und wo ist er besonders lange stehen geblieben. Über die Kombination mit einer Zahlungsfunktion – also Handy hinhalten, Betrag wird vom Konto abgebucht – könnte „Shopkick“ alle Einkäufe einer Person genau aufzeichnen und auswerten.

Shopkick – Erfolgsstory aus den USA

Bislang haben die Shopkick-App gut eine Million Nutzer in Deutschland herunter geladen, in gerade mal einem knappen halben Jahr. In den USA ist das Programm ein Renner; und zwar bei Kunden und bei Ladenbesitzern gleichermaßen. Die Nutzer stören sich offenbar nicht daran, dass sie die App auf Schritt und Tritt verfolgt, ihr Verhalten aufzeichnet und sie außerdem manipuliert. „Shopkick“ berichtet selbst, dass Konsumenten zwischen 50 und 100 Prozent mehr Geld in Läden ausgeben würden, wenn die App auf dem Smartphone läuft. „Shopkick“ wiederum profitiert von den willigen Klienten, denn je mehr Bonuspunkte die im jeweiligen Laden erreichen, umso mehr muss der Händler dort für das Programm bezahlen.

Den Originalartikel finden Sie im Bayern 2-Notizbuch auf der Webseite des Bayerischen Rundfunks.

Günstige Versicherungen: Nur noch für die Braven?

Amerikanische Versicherungen arbeiten schon an Modellen, wie sie mit Hilfe von Big Data die Gesundheitsrisiken oder die Lebenserwartung möglicher Kunden berechnen können. Vieles, was Menschen im Netz tun, lässt Rückschlüsse auf ihren Lebensstil zu. Essen sie Fast Food, machen sie genug Sport?

Tracking beim Shopping: Im Kaufhaus durchleuchtet

Nicht nur Online-Shops werten uns komplett aus, sondern auch der stationäre Handel versucht an unsere Daten heranzukommen. Dafür werden die WLAN-Zugänge der Smartphones angezapft. Die verraten mehr, als uns Kunden vielleicht lieb ist. Und das ist nicht der einzige Trick.

Shopkick nennt sich eine App, die aus den USA kommt aber auch in deutschen Parfümerien oder Elektromärkte schon eingesetzt wird. Das Programm fürs Smartphone ist ein raffiniertes Rabattsystem. Christian Gollner von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz hat sich Shopkick genau angeschaut:

„Man bekommt Bonuspunkte allein dafür, dass man einen Laden betritt. Und es gibt Zusatzpunkte z.B. wenn man in einem Laden sich bestimmte Produkte ansieht. Also Verbraucher werden ein bisschen gesteuert durch diese Shopkick-App.“ Christian Gollner, Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

… und außerdem natürlich ausgespäht, denn das Programm registriert, wohin der Kunde gegangen ist, welche Produkte er gerne kauft und wieviel Geld er ausgibt. Vieles davon kann aber auch ohne die App ausgekundschaftet werden – über die WLAN-Netze der Händler. Wenn das Smartphone nach einer solchen Funkverbindung sucht, gibt es jede Menge Daten preis. Für den Kunden hat das Konsequenzen.

„Es wird ein Profil erstellt zu einem bestimmten Smartphone. Und es gibt mittlerweile im Versuchsstadium Systeme, bei denen wird an einem Regal der Preis verändert, durch veränderbare Preisschilder je nachdem welche Person vor dem Gerät steht.“
Christian Gollner

Wer mehr Geld hat, zahlt also mehr. Dynamik Pricing heißt das im Marketing-Deutsch.

Ein Artikel von Christian Sachsinger, BR-Computerexperte und tätig für die Redaktion Wirtschaft und Soziales beim Bayerischen Rundfunk.

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